Im Jahr 2016 rief der World Wide Fund For Nature (WWF) zum ersten Mal dazu auf, den 2. Mail zum “Tag der Lebensmittelverschwendung” zu ernennen. Aus welchem Grund wurde dazu ausgerechnet der 2. Mai ausgewählt? Statistisch gesehen, landet die gesamte Menge der zwischen Januar und Mai produzierten Lebensmitteln in der Tonne. Der Tag der Lebensmittelverschwendung markiert demnach den Tag im Jahr, an dem wir in Deutschland beginnen, Nahrungsmittel für unseren Teller und nicht für die Mülltonne zu produzieren.

Jahr für Jahr landen in Deutschland rund 13 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette gibt es zahlreiche Gründe, warum Lebensmittel entsorgt werden. Zu groß, zu klein oder die falsche Farbe: all das können bereits Gründe dafür sein, dass ein Lebensmittel durch das Raster fällt und schon bei der Ernte oder im Supermarkt aussortiert wird. Auch Transportschäden oder falsche Lagerung können dazu führen, dass das Lebensmittel entsorgt werden, obwohl diese noch genießbar wären. Ein Großteil der Lebensmittelverschwendung ist jedoch auf private Haushalte zurückzuführen: Verbraucherinnen und Verbraucher werfen pro Kopf etwa 75 Kilogramm Lebensmittel in den Müll. Dabei wirkt sich der verschwenderische Umgang mit Lebensmitteln nicht nur auf den eigenen Geldbeutel, sondern auch auf das Klima und die Umwelt aus: Emissionen, die bei Anbau oder Aufzucht, der Ernte, während der Logistik und bei der Lagerung dieser Lebensmittel angefallen sind, landen zusammen mit den Waren selbst in der Tonne.

Bananen

Die Bundesregierung hat im Februar 2019 die Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung beschlossen. Ziel ist es, die Zahl der weggeworfenen Lebensmittel bei Verbrauchern und im Einzelhandel bis 2030 zu halbieren. Neben der bereits seit 2012 bestehenden Initiative “Zu gut für die Tonne”, die zur Information und Aufklärung der Verbraucher dient und die kreativsten Ideen mit dem Bundespreis “Zu gut für die Tonne” prämiert, werden Mittel für Forschungsprogramme bereitgestellt, um Fragen der Ressourceneffizienz, von Lebensmittelverarbeitungsprozessen oder zum Wegwerfverhalten der Konsumenten zu analysieren. In Dialogforen bezüglich unterschiedlicher Schwerpunktthemen wie beispielsweise “Außer-Haus-Verpflegung” und “Groß- und Einzelhandel” sollen konkrete Maßnahmen vereinbart und Zielmarken definiert werden. Konkrete gesetzliche Regelungen hinsichtlich der Lebensmittelverschwendung, wie es sie beispielsweise in Frankreich bereits gibt, wurden bisher nicht beschlossen.

Lockerungen in Zusammenhang mit der Lebensmittelrettung sind bisher nicht in Sicht. Momentan haften Lebensmittelhändler, Gastronomen oder Bäckereien bei Lebensmittelspenden weiterhin gegenüber lebensmittelrettenden Organisationen für mögliche gesundheitliche Folgen. Diese wiederum haften auch, wenn sie ihrerseits Lebensmittel weiterverteilen. Zusammen mit der Deutschen Umwelthilfe hat die foodsharing-Bewegung daher eine Petition ins Leben gerufen, die fordert, das Retten von Lebensmitteln zu vereinfachen. Unter https://www.change.org/lebensmittel-retten wurden bereits 40.000 Unterschriften von Unterstützern der Petition gesammelt, darunter auch prominenter Support von der deutschen Schauspielerin Marion Kracht. Die Petition fordert Rechtssicherheit bei der Lebensmittelrettung durch den gesetzlichen Abbau von Haftungsrisiken und durch staatliche Unterstützung von Verteilinfrastrukturen in Zeiten der Corona-Krise sowie darüber hinaus. Um die Lebensmittelrettung zu erleichtern, werden gesetzliche Rahmenbedingungen wie in Italien gefordert. Auf Basis des „Guten-Samariter Gesetzes“ sind dort lebensmittelrettende Organisationen von der Haftung befreit. Händler und Gastronomen erhalten zudem steuerliche Vorteile, wenn sie Lebensmittel spenden.

Links: Zur Petition: https://www.change.org/lebensmittel-retten

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